Autonomie und eine starke Stimme für Maasai-Frauen
10 Jahre DER Touristik Foundation sind für uns ein wichtiger Meilenstein – und der beste Anlass, unsere verlässlichen Partner vor Ort in den Fokus zu stellen. Einer davon ist das Massai Women’s Education Centre in Tansania, das sich für die Bildung von Frauen und Mädchen einsetzt.
Traditionell haben Frauen bei den Massai in Tansania wenig Rechte. Sie werden im Jugendalter verheiratet und müssen anschließend für sich und ihre Kinder sorgen – oft allein, da die Männer in der Regel mit mehreren Frauen verheiratet sind. Üblicherweise versorgen die Frauen bis zu zehn Kinder. Dabei ist es ihnen traditionell nicht erlaubt, Geld zu besitzen. Die Frauen sozial isoliert sind und haben wenig Kontakt untereinander. Die Frauengruppen des Frauenbildungszentrums gehen all diese Probleme an.
Seit der Eröffnung im Oktober 2017 treffen sich Massai-Frauen aus den umliegenden Dörfern zum Erfahrungsaustausch. Philomena Kiroya, die Gründerin des Zentrums, konnte dank ihrer Hartnäckigkeit und Geduld bereits große Erfolge unter den Frauen erzielen. So tauschen sich die Teilnehmerinnen über wirtschaftliche Aktivitäten und den Umgang mit Mikrokrediten aus, mit denen sie sich ein kleines Gewerbe aufbauen können.
Die Gruppen treffen sich regelmäßig im Seminarzentrum, wo sie gemeinsam mit zwei Lehrerinnen Diskussionen führen. Nebeneffekt: Die Frauen sehen, wie wichtig Bildung ist, erkennen deren Wert auch für ihre Kinder und schicken sie zur Schule.
Von den 75 Frauengruppen, die sich unter der Leitung von ECLAT gegründet haben, haben bisher 58 finanzielle Hilfe in Form von Mikrokrediten und Startkapital erhalten. Die Frauen dieser Gruppen erzielen Einnahmen und können damit Freiheit und Unabhängigkeit gewinnen, während sie gleichzeitig ihren Kindern eine Schulausbildung ermöglichen.
Mamaai Letoo über ihr neues Leben
Mamaai Letoo, Mitglied einer solchen Gruppe, erzählt, wie sich ihr Leben gewandelt hat, seit sie an den Treffen im Frauenbildungszentrum teilnimmt: „Seit ich mich regelmäßig mit anderen Frauen treffe, hat sich mein Leben sehr positiv verändert. Früher lebten wir Massai-Frauen alle ziemlich isoliert. Jetzt unterstützen wir uns gegenseitig. Die Ausbildung im Frauenbildungszentrum und die Teilnahme an der Frauengruppe sind für mich ein echtes Highlight. Sie bringen Licht in mein Leben!“
Sie fügt hinzu: „Ich freue mich immer sehr auf die Treffen. Das sieht man schon an der vielen Zeit, die ich damit verbringe, meine Kleidung vorzubereiten. Ich lerne so viele nützliche Dinge! Das ist sehr neu für mich, da ich nie zur Schule gegangen bin. Jetzt weiß ich zum Beispiel, wie wichtig Hygiene ist. Mein Haus sauber zu halten, von sauberem Geschirr zu essen und saubere Kleidung zu tragen – all das wusste ich früher nicht. Niemand hatte es mir beigebracht.“
Mamaai Letoo verrät auch, wie die Unabhängigkeit von ihrem Mann ihr Selbstvertrauen stärkt. „Ich gehe selbst einkaufen und weiß jetzt, wie ich meine Familie gesund ernähren kann“, erklärt sie stolz. „Ich sehe sogar besser und jünger aus, weil ich mich sauberer kleide und vor allem gesünder esse.“
Eines der wichtigsten Dinge ist für sie jedoch, dass sie gelernt hat, Seife und Maismehl herzustellen und damit ihr eigenes Geld zu verdienen. „Ich investiere alles in meine Kinder und ihre Schulbildung, denn Bildung ist der wichtigste Faktor für eine gute und sichere Zukunft. Ich bin sehr stolz auf meine Unabhängigkeit.“
„Die Frauengruppe hat mein Leben grundlegend verändert“, resümiert sie. „Wenn jemand fragen würde, was mir noch fehlt, würde ich sagen: Wir brauchen in Zukunft Strom für die Maismehlmühle, um die Maschine selbst und leichter bedienen zu können – ohne dabei von Männern abhängig zu sein.“